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Hans Hermann - hier mit Ehefrau und seinem Porsche 356
Im August 2007 wurde sein Porsche 356 entwendet                                                     Foto: (c) Jürgen Körting


Einer der vielseitigsten deutschen Rennfahrer feiert im Jahr 2018 seinen runden  90. Geburtstag. Hans Herrmann.
Der am 23. Februar 1928 in Stuttgart geborene gelernte Konditor trat in den unterschiedlichsten Rennarten auf verschiedensten Marken an. Seine Karriere reicht von der Zusammenarbeit mit Vorkriegsakteuren wie Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer bis zum Beginn der Dominanz von Porsche bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Er startete erfolgreich bei legendären Langstreckenrennen wie der Mille Miglia, Targa Florio und Carrera Panamericana und ist einer der letzten Zeitzeugen aus dieser Ära.  


1952 startete Herrmann auf dem Nürburgring mit seinem privaten Porsche erstmals bei einem Rundstreckenrennen und gewann. Schon 1953 gehörte er zum Porsche-Werksteam und nahm erfolgreich u. a. an der Mille Miglia teil, die er mit einem Klassensieg beendete. Bei diesem Rennen quer durch Italien machte er  im nächsten Jahr  - 1954 - durch eine spektakuläre Aktion auf sich aufmerksam: Als direkt vor ihm die Bahnschranken für den herannahenden Schnellzug nach Rom im letzten Moment geschlossen wurden, konnte und wollte Herrmann nicht mehr bremsen. Er und sein Beifahrer Herbert Linge duckten sich in das Cockpit des flachen Porsche 550 Spyder, und der Wagen fuhr unter den Schranken gerade noch vor dem Zug hindurch. Das Ergebnis waren ein erneuter Klassensieg und der sechste Platz im Gesamtklassement.  
Für die Formel-1-Saison 1954 suchte das Mercedes-Werksteam, das mit Juan Manuel Fangio den besten Fahrer der Epoche verpflichtet hatte, einen Nachwuchsfahrer für die Grand Prix Boliden wie den späteren Silberpfeil W 196 zur Ergänzung. Herrmann wurde im Herbst 1953 zu einer Fahrerprüfung auf dem Nürburgring eingeladen und ließ dort vier andere Bewerber hinter sich. Nun war er auch im Mercedes-Benz Werksteam für die Formel1.
Da Mercedes 1954 werksseitig aber noch keine Sportwagenrennen bestritt, konnte er auch für Porsche antreten und erreichte mit dem hubraumschwachen Wagen einen vielbeachteten dritten Platz bei der Carrera Panamericana.  
Für die Saison 1955 verpflichtete Mercedes zusätzlich Stirling Moss, der Rennen im neuen MercedesBenz 300 SLR bestreiten sollte. Bei der Mille Miglia war er zeitweise schneller unterwegs als der spätere vielumjubelte Sieger Moss – auch Hans Herrmann war in einem SLR gestartet. Er lag einige Zeit an zweiter Stelle. Doch beim Auftanken vergaß der Tankwart den Tankverschluss zuzuschrauben, wodurch Rennbenzin ins Cockpit spritzte. Der Spezialtreibstoff drohte Kleidung und Haut zu zerfressen, sodass Herrmann aufgeben musste.  
Herrmann blieb zunächst Porsche-Langstreckenfahrer, wollte aber unbedingt zur Formel 1 zurück. Beim Training zur Targa Florio verunglückte er in einem Ferrari. Trotzdem wurde er zu Testfahrten eingeladen, zusammen mit Wolfgang Graf Berghe von Trips. 

Text: Classic Days Schloss Dyck

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